...an wesentlich mehr als hier ersichtlich.
Die Headline sollte vielleicht eher lauten: „Wie soll ich es darstellen?" Wie soll ich darstellen, was ich als Profiler erlebt habe und dem Ganzen dabei gleichzeitig einen Spielraum gewähren, der die Diskretion wahrt, aber ebenso das Unfassbare wiedergibt?
Ich gehöre zu den Menschen, die sich mehr oder weniger als Einzelkämpfer durchs Leben schlagen mussten. Gleichzeitig hatte ich das Glück, immer wieder von großartigen Menschen aufgefangen worden zu sein. Vielleicht habe ich es diesen Menschen zu verdanken, dass ich meist noch rechtzeitig die Kurve bekommen habe in die richtige Richtung abzubiegen. Und ich meine damit die Richtung, nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Nichtsdestotrotz entwickelte ich eine ausgeprägt kriminelle Ader. Diese kompensiere ich, seit ich denken kann mit Kriminalistik.
Was ist schon richtig oder falsch? Wer bestimmt das? Fakt ist, dass ich mich mein Leben lang auf einer Gratwanderung zwischen Welten befinde, die, wenngleich sie noch so unterschiedlich zu sein scheinen, doch zusammenhängen.
Als ich 2017 aufhörte aktiv als Profiler und Lebensberater für Menschen in Konfliktsituationen tätig zu sein, waren es nahezu 10.000 Menschen, die seit 1999 den Weg zu mir gefunden hatten.
Ich hatte nie eine Vorstellung davon, wie es ist, geborgen und in Wärme und Harmonie, geschweige denn, in einer konstanten Lebensumgebung dazuzugehören. Das ist ein Bestandteil meiner eigenen Geschichte, und es ist in Ordnung. Andererseits habe ich während der Zeit in der ich beratend tätig war Begegnungen gehabt, die mir Einblicke in Welten gab, von denen ich nicht mal wusste, dass sie tatsächlich existierten.
Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass ich oft belächelt werde. Früher habe ich mich darüber geärgert und es hat mich verletzt. Gelegentlich geht es mir noch heute so. Aber man kann es Menschen, die nie so empfunden haben, denen meine Welt fremd ist und die vielleicht sogar Angst haben sich damit zu befassen, nicht verübeln. Wie will man etwas verstehen oder begreifen, wenn man nicht mal im Ansatz eine Vorstellung davon hat, dass es diese Art der Kommunikation und Verbindung tatsächlich gibt. Ich selbst bin immer wieder überwältigt.
Wie ich bereits erwähnte, habe ich nicht sonderlich viel Erfahrung mit Familie und langanhaltenden Verbindungen. Ich sehne mich wie viele Menschen danach, aber zu viel Nähe und permanente soziale Kontakte bereiten mir Kopfschmerzen. Dennoch und vielleicht gerade deshalb kamen im Laufe der Jahre Menschen mit den außergewöhnlichsten Ereignissen zu mir. Menschen die ihr eigenes Leben für unbestimmte Zeit aus der Bahn geworfen hatte. Es waren Privatpersonen ebenso wie Personen aus der Wirtschaft, der Politik sowie dem Untergrund.
Vielleicht können Sie sich vorstellen, dass ich aus diesem Grunde bis heute nicht öffentlich darstellen kann, was sich ereignet hat. Aber es sind genau diese Erlebnisse, die das Fundament darstellen, auf dem meine Romane basieren. Natürlich wurden sie zum Schutz aller Beteiligten anonymisiert, so dass keine Rückschlüsse auf reale Personen und Orte möglich sind.
Des Weiteren liegen zwischen den einzelnen Fällen und meiner Verschriftlichung viele Jahre. Dies lag einerseits daran, dass ich nie die Zeit fand alles niederzuschreiben und andererseits daran, dass die emotionale Nähe zu den Vorfällen meine Kreativität immer wieder blockierte.
Ich denke, bis hierhin ist erstmal genug dazu gesagt.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Von Herzen,
Natascha Bruno